Illustration: Der Weltenbaum
Der Weltenbaum: Diese Illustration (links) entstand im Jahr 2013 mit wasservermalbaren Kreiden * als Kakaokarte Nummer 248. Es ist also ein Miniaturbild in der Größe 6,4cm x 8,9cm. Im Jahr 2024 (rechts) hab ich eine neue Version vom Motiv gemalt: Nummer 613. Mehr über die Stifte und wie ich sie verwende, beschreibe ich hier: Wachsmalkreiden (Neocolor II)
Nachfolgend findest du einen kurzen Text zum Motiv, den du zum Beispiel als Gute-Nacht Geschichte vorlesen kannst.
Kurzgeschichte: Was die Welt zusammen hält
Dunkelheit umhüllt das kleine Boot. Es treibt auf einem Fluss ins Nirgendland. Wie bist du hier hergekommen? Du erinnerst dich nicht.
Der schwarze Horizont vor dir erstreckt sich scheinbar endlos. Wo bist du? Du schaukelst leicht hin und her. Rauschende Wellen unter dir spritzen gegen das Holz, auf dem du sitzt. Und die Bahn des Flusses wird enger. Umkehren ist hier nicht möglich. Wie soll das auch gehen, so ganz ohne Ruder? Das Wasser unter deinem Boot kontrolliert deinen Weg. Und du kannst nichts dagegen tun. Also fährst du weiter, dem Unbekannten entgegen.
Plötzlich endet der Fluss!
Der Horizont öffnet sich wie das Maul eines riesigen Wesens! Und du stürzt in eine unergründliche Leere. Halte dich fest! Die Achterbahnfahrt beginnt. Und du fühlst, wie die Welt um dich herum zusammenbricht. Bist du vielleicht tot?
Die Finsternis lichtet sich langsam und du durchquerst das Innere, von was auch immer dich verschlungen hat. Fühlst du den Wind in deinen Haaren? Es wird immer heller und du spürst die wärmenden Strahlen von ... nun, da ist keine Sonne. Vor dir erstreckt sich eine Welt, die nichts mit der deinen gemein hat. Und dann erblickst du zum ersten Mal seine Krone. Erst die oberen Blätter, den Stamm und immer mehr taucht er vor deiner Sicht auf.
Majestätisch und gewaltig: der Weltenbaum.
Seine Äste ragen hoch in den inneren Himmel, und seine Wurzeln durchziehen die Erde wie Adern. Dieser Baum ist der Anker, der die Welt da draußen zusammenhält. Ein heiliger Ort, von dem du nicht wusstest, dass er existiert. Wie ein gigantischer Wächter präsentiert er dir seine leuchtenden Bauten.
Du bist nicht mehr allein in deinem Boot und es ist auch nicht das einzige. Vor und hinter dir sitzen jetzt andere, dir unbekannte Menschen, die ebenfalls verschluckt wurden.
Ihr treibt gemeinsam nach oben, dem Baum entgegen. Die Luft flimmert leicht, als würde eine Art Magie jedes Molekül dieses Ortes ausfüllen. Als ihr seinen Stamm erreicht, fährt ihr mitten in ihn hinein, durch ihn durch und an prächtig bewachsenen Ästen vorbei. Der Fluss des Lebens trägt euch um den Baum herum und unaufhaltsam höher, bis zu einer Plattform.
Steig aus und siehst dich um! Du erkennst eine Stimme, die jetzt zu dir spricht. Es handelt sich nicht um Worte und auch nichts, was physisch hörbar wäre. Dennoch dringt diese Stimme durch deinen Kopf. Es ist der Baum selbst, das Herz der Existenz.
Du nimmst wahr, wie er sich dir erklärt. Seine Wurzeln reichen weit in die Vergangenheit, seine Äste in eine ungewisse Zukunft. Die Bewahrer dieses Ortes sichern das Gleichgewicht der Welten, indem sie die Verbindung zwischen den Zeiten schützen und den Weltenbaum pflegen. Willst du eine Weile hier bleiben und ihnen helfen? Du könntest eine der gemütlichen Hütten bewohnen und ein paar der düsteren, verdorrten Zeitlinienäste abscheiden, um Platz für neue Zweige zu schaffen. Oder gehst du weiter und hilfst den Knospen beim Wachsen?
Der Baum fragt dich: Wo willst du jetzt hin?
Such es dir aus. Welche Abzweigung vom Stamm soll es werden? Willst du die Welt weiter erleben? In die Zukunft, in die Vergangenheit? Sag mir, welches Blatt willst du in deiner nächsten Inkarnation betreten?