Himmelsfische
Unzählige Menschen lebten in einer gemütlichen Stadt. Sie waren alle unsterblich, benötigten keine Nahrung und mussten nicht arbeiten. Denn es gab einfach nichts zu tun! Ihr Leben wurde von Jahr zu Jahr eintöniger. Die Langeweile stieg so sehr, dass sie physisch fast greifbar wurde. Ihre Sehnsucht nach Veränderung wuchs immer weiter.
Darum entschloss der Rat der Menschen, dass es Zeit für ein neues Leben wurde. Inmitten dieser tristen Situation erschufen sie also wieder einmal ein Kind. Sie nannten es Robyn. In den ersten Jahren erfreute sich dieser Nachkomme an den täglich aufsteigenden Blubberblasen. Doch das verlor bald seinen Reiz. Und die Menschen erkannten, dass es sinnlos war. Robyn würde werden wie sie, wie jedes Leben es irgendwann wurde. Es passierte wie immer nichts.
Und das Kind stellte sich die Frage: „Warum existiere ich eigentlich?“ Und warum taten die Menschen hier nichts? Robyn langweilte sich furchtbar und wurde so wütend darüber, dass draußen vor dem Fenster eine der Blubberblasen platzte!
„Oh!“ Wie aufregend! „War ich das? Mit meinen Gedanken?“ Das Kind versuchte, den Vorgang zu wiederholen. Doch es klappte nicht. Genervt ballte Robyn die Fäuste. Das war ja öde!
BLUBB.
„Was? Da! Schon wieder!“ Und Robyn begriff, dass das Platzen der Blasen nicht nur mit einem gedanklichen Wunsch zusammenhing, sondern auch mit Gefühlen.
Begeistert über diese Entdeckung begann das Kind mit Gefühlen zu spielen. In der Vorstellung formte Robyn schließlich ein magisches Tierwesen und erweckte es dann durch Freude zum Leben. Und tatsächlich, es ploppte direkt vor dem Fenster draußen auf!
Die Entzückung wegen dem Gelingen des Vorgangs spiegelte sich in dem Wesen wieder. Es wuselte vergnügt umher und besaß bunte Schuppen. Als das Tier vom Fenster des Kindes zu einem Nachbarhaus schwebte, knallte es lustig mit dem Kopf dagegen.
Ein Bewohner dort drin fiel vor Schreck aus seinem Bett! Gleichzeitig begriff er, was das neue Kind angestellt hatte. Es gab mehr als feste Materie. Er selbst war mehr als sein physischer Körper! Das bedeutete, jeder war in der Lage, Dinge neu zu erfinden! Die frische Energie des Fühlens übertrug sich auf den alten Bewohner. Sofort ploppte ein weiteres Wesen auf. Es besaß runzelige Flossen, wirkte überrascht und träge zugleich. Langsam schwamm es um das größere Wesen des Kindes herum.
Auch die anderen Menschen der Stadt konnten die beiden sehen. Alle fanden es so abwechselnd und interessant, dass sie ebenfalls anfingen, sich ähnliche Wesen auszudenken, um sie dann mit verschiedensten Gefühlen zu erwecken. So wuselten immer mehr Tiere draußen herum, die sich von den Träumen der Bewohner nährten und je nach Gefühl anders aussahen und sich unterschiedlich bewegten.
Und sie nannten diese Wesen „Himmelsfische“.