Kapitän Elias schloss die Augen und lauschte ihren tiefen Atmenzügen. Die Wärme ihrer Finger in seiner Hand beruhigte ihn. Es lief alles perfekt. Er ließ sich in den tiefen Trancezustand sinken, den er im Laufe der Jahre perfektioniert hatte. Mittlerweile besaß er so viel Übung darin, dass es nicht lange dauerte. Als er seinen Körper verließ, spürte er sofort die vertraute Anwesenheit der beiden Kinder. Sarah und Sven warteten bereits auf ihn.
„Elias, was trägst du da?“, frage Sarah neugierig. Nun, eigentlich dachte sie es nur. Denn hier machte das keinen Unterschied.
„Das ist ein Raumanzug“, antwortete er grimmig. Die beiden hofften wohl, neue Grenzen ihres Universums mit ihm zu erkunden, so wie sie es oft getan hatten. Der heutige Ausflug würde nicht leicht für sie werden. Er versuchte zu lächeln. „Heute spielen wir Astronauten und das Universum ist unser Spielplatz. Wir können zu den fernsten Welten, wohin auch immer unsere Gedanken uns tragen.“
„Der sieht lustig aus, ich mag auch einen Anzug!“, rief Sven. Direkt nach seinem Wunsch materialisierten sich kleine Raumanzüge um die beiden Kinder herum. Der Junge schwebte aufgeregt zwischen den funkelnden Sternen hin und her. „Cool! Erzählst du uns wieder von den Raketen? Oder fliegen wir heute zur Fischwelt?“
„Nein.“ Elias schüttelte den Kopf. „Wir machen eine lange Reise an einen ganz besonderen Ort.“ Heute wollte er den beiden etwas zeigen, was sie schockieren würde. Denn irgendwann mussten sie es lernen. Mehrmals hatte er bereits versucht, ihnen das Konzept von Schwerkraft zu erklären, aber sie verstanden nicht, wie ein Wesen am Boden gefangen sein konnte. Genug der Theorie, es war an der Zeit, ihnen eine praktische Lektion über die Natur des Kosmos näherzubringen.
Bestimmt führte Kapitän Elias die Kinder durch das Universum, vorbei an strahlenden Sonnen und zauberhaften Nebelschleiern voller Geschichten. Sarah klammerte sich ängstlich an ihn. So viele Möglichkeiten überforderten das Mädchen. Dafür musste er Sven mehrmals davon abhalten, eine der Türen zu nutzen und in eines der Abenteuer einzutauchen.
„Aber der Eingang dort sieht spannend aus!“, meinte Sven, als Elisas ihn zurückzog. „Ich will endlich in einen Traum, hier draußen ist es langweilig.“
„Geduld, Junge. Bald haben wir unser Ziel erreicht. Wir besuchen jetzt eine Welt Namens Erde.“ Der Kapitän zeigt auf eine blaue Kugel weiter hinten.
„Oh, die ist hübsch.“ Sarah staunte, während sie sich dem Planeten langsam näherten.
Elias nickte im Wissen, dass bei näherer Betrachtung nicht alles darauf so schön war. Aber das brauchten die Kinder noch nicht zu wissen. Sie flogen weiter und schon bald konnten sie kleine Details auf der Oberfläche erkennen.
„Elias, ich fühle etwas Seltsames!“, flüsterte Sarah und hielt sich an ihm fest. „Etwas zieht an mir!“
Sven riss panisch die Augen auf. „Ich spür es auch! Hilfe, es drückt mich runter! Ich mag das nicht, es soll aufhören!“
Elias hätte sie gerne beruhigt, ihnen sagen wollen, dass sie keine Angst zu haben brauchten, dass alles in Ordnung war. Aber das wäre nicht ehrlich gewesen. Die Kinder brüllten und wirkten nicht halb so fasziniert wie er damals. Sie versuchten sogar umzukehren, fort vom Planeten. Doch es war zu spät. Ohne Gnade und unaufhaltsam zog die gigantische Kugel die jungen Seelen hinab.
Ein Schrei durchdrang die Dunkelheit. Elias schreckte auf und schaltete sofort das Licht ein. Es begann. Seine Frau hatte ihre Finger aus seiner Hand gezogen und krümmte sich neben ihm im Bett. Er griff nach dem vorbereiteten Koffer, um sie ins Krankenhaus zu bringen. Die Zwillinge waren auf dem Weg.
Nach ihrer ersten Inkarnation würden Sarah und Sven es verstehen.
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