Dieser Artikel erschien bereits 2015 im alten Blog auf die Frage „Hast du Tipps für mich, wie man schneller zeichnen kann?“
Das geht viel zu langsam! Wann ist das Bild endlich fertig? Ich mag nicht mehr. Durch meine Ungeduld bin ich zu einem richtigen Schnellzeichner geworden. Schneller Zeichnen, heißt mehr Bilder in kürzerer Zeit zu schaffen. Klingt super! Du musst dabei nicht schlampig oder unordentlich werden. Es geht mehr darum, Bilder mit Schwung zu erstellen. Das macht die Motive sogar ein Stück lebendiger. Nachfolgend ein paar Tipps dazu.
Schneller zeichnen durch mehr Planung
Setze dich unter Zeitdruck.
Bestimme ein Zeitlimit, wann genau du etwas fertig gezeichnet haben musst. Nicht willst, sondern musst. Das können Tage sein oder auch Wochen. Vielleicht auch nur Stunden. Stell dir einen Wecker der läutet, wenn die Zeichnung fertig sein muss. Am besten einen, der ganz laut tickt und den du immer sichtbar vor dir hast. Wenn du weißt, dass dir nur wenig Zeit zur Verfügung steht, beeilst du dich automatisch.
Sei dir im Klaren darüber, was du zeichnest.
Überleg dir vorher, was du zeichnest, nicht während du es tust. Dadurch vermeidest du nachträgliche Veränderungen. Der Kopf braucht plötzlich einen Hut? Ups, die Frisur, die du stundenlang ausgearbeitet hast, ist jetzt überflüssig. Zeichne auch nicht jeden Muskel, wo darüber später sowieso Kleidung liegt und man die entsprechende Stelle am Ende nicht sieht. Stell dir das gewünschte Bild möglichst genau vor, so dass du es fast auf dem Blatt sehen kannst. Dann kannst du die gedachten Linien nachzeichnen. Das ist schneller, als wenn du immer innehalten musst, um dir auszudenken, wie’s weiter geht.
Überlege dir vor dem Malen ein Farbschema.
Und dieses Farbschema ziehst du bis zum Ende durch. Wenn du von vornherein weißt, welche Farben du verwenden möchtest, kannst du dir die Stifte dafür bereitlegen und musst sie nicht jedes Mal neu raussuchen. Du musst auch nicht so viel übermalen, falls mal eine Farbe nicht passt. Denn du weißt bereits, dass sie passen wird. Beim Überlegen kannst du dir auch gleich Gedanken zu Stimmung machen, die Farbwahl trägt dazu nämlich viel bei. Diese im Nachhinein zu ändern kostest viel Zeit.
Verwende so wenig Material wie möglich.
Es kostet Zeit, ständig den Stift oder eine Farbe zu wechseln. Verwende daher nur so viel wie unbedingt nötig, wenn du schneller zeichnen möchtest. Marker? Farbstifte spitzen? Wo ist mein Pinsel? Oh, jetzt auch noch Wasser besorgen? Du verstehst sicher, worauf das rausläuft. Am Ende bist du nur noch mit Material organisieren, sortieren und wechseln beschäftigt. Beschränke dich lieber auf dein Lieblingsmedium und lass den Rest weg.
Zeichengeschwindigkeit mit mehr Leichtigkeit steigern
Zeichne deine Linien einfach schneller.
Je langsamer du malst, desto unsicherer wirkt ein Motiv am Ende. Wackelig wird es bei langsamen zeichnenden Anfängern, leblos und kalt bei langsamen Fortgeschrittenen, gezwungen präzise und verkrampft bei langsamen Profizeichnern. Man sieht es, da kannst du noch so viel geübt haben. Also hör auf, wie in Zeitlupe zu arbeiten. Auf Zeichentreffen fällt mir oft auf, dass Künstler unnötig lang an einzelnen Strichen sitzen. Es ist nur ein Strich, mach ihn einfach. Zack und fertig. Linien werden gerader und bestimmter, wenn sie schnell und mit Schwung gezeichnet werden.
Überlasse mehr dem Zufall.
Hierbei geht’s nicht darum, nicht zu wissen, was du malst, sondern um die Art, wie du das tust. Naturbildern und Landschaften werden durch eine Prise Zufall eher fertig und sehen gleichzeitig besser aus. Du willst schneller werden? Dann plane weniger und bestimme nicht alles bis ins kleinste Detail. Ein Baum ohne 2000 ausgearbeiteten Blättern, deren Position du präzise bestimmst, bleibt trotzdem ein gezeichneter Baum. Zufällig angeordnete Blätter wirken natürlicher. Deute sie nur an, klatsche locker Farbe aufs Papier und freu dich über die unerwartet spannenden Ergebnisse.
Werde lockerer bei der Haltung und im Denken.
Frag dich immer wieder, ob du deinen Stift oder Pinsel vielleicht nicht zu fest hältst. Lass deine Finger locker, damit die Linien mehr fließen können. Und hör auf, Schablonen zu verwenden. Perspektive mit Lineal konstruieren dauert nicht nur lang, es sieht auch genauso aus: Konstruiert und weniger natürlich. Zeichne stattdessen ganz zwanglos. Es muss nicht alles so streng sein. Lass deine Kunst frei sein.
Kleine Fehler kannst du übersehen.
Radieren und Ausbessern von kleinen Fehlern bei Bleistiftlinien kostet Zeit. Übermale sie später, wenn du Outlines setzt. Falls du Outlines setzt. Das raubt nämlich auch Zeit, je akkurater sie werden sollen, desto mehr. Du kannst falsche Striche auch später mit deckender Farbe übermalen, damit man sie nicht sieht. Oder du vergisst deinen Perfektionismus und findest dich mit ihnen ab. Das ist anfangs schwer, tust du es öfter, gewöhnst du dich dran. Entscheide, willst du viele 99% Kunstwerke anfertigen oder in der gleichen Zeitspanne nur ein einziges, perfektes 100% Bild?
Schneller Zeichnen durch mehr Übung.
Das klingt irgendwie falsch. Denn mehr üben kostet Zeit. Doch je mehr du etwas übst, desto sicherer wirst du in dem, was du übst. Du hörst auf nachzudenken, wie du was malst und es fängt an, automatisch abzulaufen. Zeichne 200 Blumen. Versuch dabei, nicht immer mehr Details zu malen, sondern bleib bei der Darstellung des ersten Bildes. Die Linien werden mit jedem Bild bestimmter. Blume Nummer 200 wirst du schneller zeichnen als die erste.
Such dir aus den oben genannten Tipps die raus, die am besten zu deinem Stil passen. Wichtig ist, dass du den Spaß dabei nicht verlierst. Es bringt nichts, dich auf zwei Farben zu beschränken, wenn du es einfach liebst, hundert davon in einem Motiv zu verwenden.
Hast du weitere Ideen, um schneller zeichnen zu können? Schreib mir!