Wie kommt man auf verrückte Motiv-Ideen?
Ich fühle mich wie ein Ideen-Magnet und ziehe so viele Motivideen an, dass ich eher darum kämpfe, sie wieder loszuwerden, weil man so viele gar nicht umsetzen kann. Daher stelle ich mir solche Fragen eher selten. Meistens ergeben sich bei mir die Motive sowieso direkt aus Geschichten. Aber hier dennoch einige Tipps, wie du interessante oder verrückte Ideen findest.
Motivideen direkt vor deinen Augen: Beobachte deine Umgebung
Du sitzt verzweifelt vor einem leeren Blatt, dabei hast du tausende von Motivideen direkt vor der Nase! Um eine Motividee zu finden, musst du eigentlich nur die Augen aufmachen. Egal wo du dich gerade befindest, in deiner Umgebung sind bestimmt mindestens 20 Gegenstände, über die sich jeweils wieder 100 Geschichten erfinden lassen. Lass dich durch alles mögliche um dich herum inspirieren.
Beispiele:
- Gegenstände in deinem Sichtfeld. Eine Hängematte. Eine Wasserflasche. Ein Spiegel.
- Bücher (vor allem Themensammlungen) und Filme. In Dokumentarfilmen gibt es unzählige Ideen.
- Schau nicht nur um dich herum, sondern nutze deine anderen Sinne. Rieche, schmecke, höre und fühle deine Umgebung. Was rauscht da z. B. grad im Hintergrund? Gesprächsfetzen von Leuten in deiner Nähe, die du zufällig aufschnappst? Verwende alles!
- Geh raus und irgendwohin. Stell dich in den Wald. Oder in die Fußgängerzone einer Stadt. Oder in einem Supermarkt sind Regale voll mit Dingen, die man auf Bildern festhalten könnte.
Du hast was gefunden? Gut. Dann kommt jetzt das Spaßige Teil: Mach was draus!
Erfinde was dazu. Verändere das Ding und die Umgebung. Dir gefällt die Form einer Banane? Verwende sie für den Aufbau eines Raumschiffs. Der Bücherstapel neben deinem Bett könnte auf deiner Zeichnung genauso gut in einem Zaubertranklabor liegen. Verwandle deinen Esszimmerstuhl in einen edlen Thron. Wirf den Regenschirm aus deiner Garderobe in einen Ozean:
Motivideen durch Fragen stellen: Was wäre, wenn …?
Stell dir alle möglichen und unmöglichen Fragen. Dadurch kommt man immer auf coole Motive. Was hast du noch nie gemacht? Was ist so verrückt, dass du es niemals machen würdest? Vor allem „Was wäre, wenn …“ – Fragen sind beim Finden von Motivideen hilfreich. Hier ein paar Beispiele:
Was wäre, wenn …
… Bäume Menschen essen?
… du eine Zeitmaschine in deiner Garage entdeckst?
… du plötzlich auf eine Größe von 10 cm schrumpfst?
… Computer Gefühle hätten?
… Kuscheltiere lebendig werden?
Und jetzt geht’s weiter. Du hast dir unzählige Fragen gestellt, jetzt zeichne sie. Zeichne die Antworten darauf. Es macht Spaß, unmögliche Dinge als Zeichnungen einfach so möglich zu machen. Frage dich einfach „Was wäre, wenn…“ und jetzt muss irgendwas verrücktes kommen. Nimm das erst, was dir einfällt. Du brauchst nichts außer dein Gehirn, um diesen Satz fortzusetzen. Bleiben wir für weitere Beispielfragen direkt bei Gehirnen:
- Was wäre, wenn man Gehirne in Roboter verpflanzt?
- Wie würde es sich anfühlen, wenn sich das Gehirn nicht im Kopf befindet, sondern im Arm oder in einem Bein?
- Was wäre, wenn die Erde mit ihren vielen Lebewesen drauf Teil eines Gehirns ist, das sich in einem riesigen, noch viel größeren Lebewesen befindet?
Verändere Gegenstände, Aussagen und Texte
Verstehe etwas absichtlich falsch. Das können Sätze sein, die andere sagen oder auch Verwendungszwecke von Gegenständen. Warum sollte man einen Bleistift zum Zeichnen verwenden? Wäre doch viel cooler, wenn er ein Bild an der Wand aufspießt, als Behausung eines kleinen Maskottchens dient oder als Brett für eine Miniatur-Wohnung. Schon hast du deine verrückte Motividee.
Hier eine kleine Aufgabe für dich:
Überlege dir alternative und verrückte Verwendungsmöglichkeiten von zwei Gegenständen, die sich gerade in deinem Sichtfeld befinden. Mache anschließend ein paar Skizzen von deinen Ideen.
Das Prinzip kann man nicht nur auf das Verändern und Zweckentfremden von Gegenständen anwenden. Nimm dir doch als nächstes eine beliebige Aussage vor und wandele sie um. Dabei kommt dann was völlig Neues und Ungewöhnliches raus. Es kann irgendein Zitat sein oder die Zeile eines Songtextes. Irgendein Satz von irgendwo. Hier als Beispiel ein paar berühmte Worte aus der Film-Welt:
„Zaubern wir ein Lächeln auf dieses Gesicht.“
Das war die ursprüngliche Aussage. Jetzt ändern wir Teile des Textes einfach und tauschen beliebige Wörter aus: „Lächeln“ wird zu „futuristischer Überlicht-Raketenantrieb“. Und „Gesicht“ machen wir zu „Auto“. Noch ein kleiner Zusatz, weil ich grad Hunger habe und fertig ist der Pizzalieferant, der über mehrere Sonnensysteme hinweg liefert:
„Zaubern wir einen futuristischen Überlicht-Raketenantrieb in ein Auto und schreiben Pizza drauf!“
Das gäbe doch ein cooles Bild ab! Der interstellare Pizzabote war übrigens eine Motividee für mein Buch „Der Geschichtensammler im All“, die ich dann aber wieder verworfen habe. Du darfst sie also gerne klauen.
Nutze Träume und mach Unmögliches möglich
Leg dir einen Stift und einen Block neben dein Bett. Schreibe dann jeden Morgen wenn du aufwachst deinen Traum auf. Die sind oft sehr komisch und handeln auch von Dingen, die dich interessieren und ein cooles Motiv abgeben. Dabei kommen die seltsamsten Ideen zum Vorschein.
Auch wenn du nichts träumst, kannst du einfach Träume erfinden. Was hättest du denn gerne geträumt? Nimm alle erdachten Einschränkungen beiseite und lass deine Fantasie frei spielen. Dann passieren Dinge in deinen Gedanken, die in der Realität nicht möglich sind. Und genau das ist deine Superkraft. Du kannst unmögliche Dinge möglich machen, nämlich als Bilder auf Papier! Beim Zeichnen hast du den Vorteil, dass du nicht an die Realität gebunden bist. Du kannst Dinge schweben lassen, Gegenstände zerschmelzen, die Physik komplett auf den Kopf stellen.
Aufgabe für dich:
Setze doch einfach mal in Gedanken ein Monster in dein Wohnzimmer und schau, was passiert. Zeichne, was passiert.
Was wiederum zum nächsten Tipp führt: Versetze Dinge an ungewöhnlich Orte oder Plätze, an denen man sie nie erwartet. Und denk dir Gründe aus, warum sie dort sind und was sie dort machen. Wo würdest du niemals einen Taxifahrer erwarten? Im inneren eines Vulkans vielleicht? Setze ihn mit seinem Wagen genau dort rein. Und jetzt überleg dir, wie er dort hingekommen sein könnte und warum. Vielleicht ist er ja ein Zeitreisender aus der Zukunft und wusste nicht, dass hier in der Vergangenheit ein Vulkan steht?
Lasst dich von weißen Seiten nicht abschrecken, sie sind voller verrückter Möglichkeiten und bieten so viel Platz für deine Träume! Lass sie frei. Fang jetzt sofort an, einen davon darzustellen!