Übersicht zu Storyboard und Skizzen – ein paar erste Infos

Vorgehen – Entstehungsprozess des Miniaturcomics „ANTARES“ auf Artist Trading Cards

Setting, Charaktere und Story

Meistens beginnt eine Storyidee in meinem Kopf mit dem Aufblitzen eines sehr kurzen Ausschnitts einer Interaktion zwischen zwei Charakteren. Im Fall dieser Geschichte war das eine Szene von einem Lehrer, der versucht einen Schüler vor Aliens zu beschützen, welche die beiden gerade gefangen nehmen. Diese Szene hat es aber letztendlich nicht in die Story geschafft.

Die Charaktere entwickle ich immer zuerst. Gleichzeitig werfe ich sie dann bereits in ein Setting. In diesem Fall ein fremder Planet, der einen Überriesen umkreist. (Die Story um Antares gab’s zu dem Zeitpunkt aber noch nicht.) Von den Figuren fertigte ich sogar schon ein paar Bilder an, damit ich sie mir besser vorstellen kann. Das ist aber natürlich nicht ihr endgültiges Aussehen. Ich benutze diese Skizzen nur, um mich während des Zeichnens an der jeweiligen Größe der späteren Figuren zu orientieren.

Danach entstand langsam die Story und ich notierte mir zu diesem Zeitpunkt grobe Stichpunkte dazu. Meistens weiß ich aber hier noch nicht, wie die Geschichte ausgeht oder welche Wendungen sie nimmt.

Einteilung und Dialoge

Die endgültige Story entsteht bei mir immer um die Charaktere herum, nie vorher, denn von denen hängt sie ab. Die Figuren und deren Verhalten bestimmen die Handlung. Größtenteils baut sich bei mir alles erst durch Dialoge zwischen den Personen auf.

Ich lasse die Charaktere also einfach miteinander reden und daraus ergeben sich Dinge. Ab einem bestimmten Zeitpunkt der Charakterausarbeitung sprechen die auch irgendwie von sich aus miteinander. Ich hab dabei oft das Gefühl, dass ich als Autor gar nichts mehr zu sagen habe, das ganze Ding fängt einfach an zu leben.

Meine Aufgabe ist es dann nur noch, ihnen das Leben so schwer wie möglich zu machen. Ich werfe ihnen also Hindernisse entgegen und notiere, was sie dazu sagen und wie sie handeln. Das artet oft in episch lange Geschichten aus. Da das ganze hier aber kein Roman werden soll, sondern ein Comic, bestand die Schwierigkeit meinerseits größtenteils darin, alles Unnötige zu kürzen.

Kürzungen

Damit du dir das etwas besser vorstellen kannst: Es gab am Anfang viele Skizzen weiterer Studenten und Freunde meiner Charaktere in der Kolonie, die jetzt gar nicht mehr vorkommen. Außerdem eine Alienrasse mit Unterwasserbasen, welche für die ursprünglich geplante Gefangennahme verantwortlich war. Die ist komplett rausgeflogen.

Es gab u. a. geheime Handelsabkommen über Technologie, Untergrundbewegungen, Krankenhausmitarbeiter, Gesetzeshüter und noch vieles mehr. Weiterhin die Gruppierung der Abtrünnigen, die aus einer ganzen Flotte von Schiffen bestand und ursprünglich als Vermittler zwischen Kolonie und Aliens fungierten. Übrig blieb von allem für die Story nur ein Kapitän mit seinem U-Boot.

Format und Vermarktung

Ich mag es, klein zu zeichnen. Darum habe ich mich für ein Format auf Artist Trading Cards oder auch „Kakaokarten“ entschieden. Das ganze wird ein Miniaturcomic. Eine Seite wird also nur 6,4cm x 8,9cm groß. Da es sich hier um einzelne Kunstwerke handelt, arbeite ich die Bilder auch entsprechend ansehnlich und detailliert aus.

Die Originalkarten werde ich nicht einzeln vertauschen. Ich überlegte aber, ob ich später irgendwann Auflagen drucken lasse oder ein kleines Heftchen mit Abbildungen davon erstelle. Das wichtigste besitzt du jedoch schon, nämlich die Story. Die kannst du dir in den Bildern dieses Beitrags ansehen und du findest weiter oben oder unten auch einen Link zum Comic.

Ausgearbeitete Karten

Die Charaktere bekamen später natürlich noch alle Kleidung spendiert sowie richtige Gesichter und Haare. In den Vorzeichnungen habe ich sie nur farbig markiert, damit man besser erkennen kann, welcher Charakter wer ist. Die fertigen Karten sollten wie für Kunstkarten üblich, einzelne Kunstwerke darstellen. Deswegen wollte ich sie ähnlich meiner anderen Miniaturbilder voll farbig ausarbeiten. Dafür verwende ich meinen Farbkasten sowie Posca-Marker verwenden. Im Anschluss folgt eine digitale Nachbearbeitung.

Entstehung einiger Seiten (Vorzeichnungen/WIPs, Material)

Seite 1 (ANTARES Comic)

Oben siehst du die Vorlage des Storyboards. Für die erste „Seite“ hatte ich anfangs noch ein anderes Bild vorgesehen, das Antares a und b zeigt. Da ein Abbild der beiden Sterne aber noch in einem kleinen Ausschnitt einer späteren Karte vorkommt und im Grunde für die Story entbehrlich ist, dachte ich mir, ich schreib den Titel gleich auf die zweite Karte. Damit komme ich aktuell auf nur noch 36 geplante Bilder.

Für die Lines habe ich Copic Multiliner SP verwendet. Die Zeichnungen in der Stärke 0,03 und für Texte / Sprechblasen 0,1.

Normal arbeite ich hauptsächlich mit Farben auf Wasserbasis, allerdings verwende ich für diesen Comic ein sehr dünnes Papier, da man durch Aquarellpapier nicht so gut durchsieht, wenn ich mir die Vorskizzen drunter lege. Jede Art von Wasserfarbe würde sich darauf wellen. Darum musste ich das Material leider etwas einschränken.

Zunächst zeichne ich mit kalten Grautönen (Copic Marker) die ersten Schatten. Anschließend benutze ich Farbstifte (Hier male ich mit den Albrecht Dürer Aquarellstiften * von Faber Castell). Für mich ist eine reine Farbstiftcoloration eher ungewohnt und ich mag die Struktur nicht besonders, die damit entsteht. Darum habe ich meine Wachsmalkreiden wieder ausgepackt (Caran d ’Ache Neocolor II *) und mit diesen die Farben noch etwas verstärkt und verfeinert. Eigentlich verwende ich die auch oft mit Wasser zusammen, aber das muss ich dieses Mal leider weglassen und direkt ohne Pinsel zeichnen. Zum Aufhellen einiger Stellen verwendete ich außerdem meinen weißen POSCA Marker *.

Ich habe versucht, ordentlich zu schreiben, war aber mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden und entschied, die Texte später digital noch zu bearbeiten. Hier ein größeres Bild vom Scan:

Da ich plante, Auflagen zu drucken, habe ich für den Verschnitt in der Druckerei an den Rändern beim Zeichnen jeweils drei mm hinzugerechnet (7,0cm x 9,5cm). Die kommen dann natürlich noch weg.

Die fertige Karte ist natürlich viel kleiner als der oben abgebildete Scan, denn es handelt sich ja um eine Artist Trading Card. Das bedeutet, dass ich auch im Original so winzig zeichne und nichts digital verkleinere.

Nachfolgend die fertige Karte (6,4cm x 8,9cm):

Seite 2 (ANTARES Comic)

Seite 3 (ANTARES Comic)

Seite 4 (ANTARES Comic)

Seite 5 (ANTARES Comic)

Seite 6 (ANTARES Comic)

Seite 7 (ANTARES Comic)

Seite 8 (ANTARES Comic)

Seite 9 (ANTARES Comic)

Seite 10 (ANTARES Comic)

Ab Seite 11 (ANTARES Comic)

Langsam beginnt es sich zu ziehen mit meinem Comic. Das liegt an der Art der Coloration. Sie macht mir einfach keinen Spaß.

Warum? Ich verwende für meine Vorskizzen am Leuchttisch unter den Lines ein dünnes Papier. Dieses kann ich fast nur mit Copics oder Farbstifte bemalen. Farbige Copics besitze ich keine und Farbstifte mag ich nicht besonders. Alles, was auch nur das geringste Wasser beinhaltet, verwandelt das Papier in ein stürmisches Meer aus Wellen.

Darum habe ich entschlossen, mich erst einmal auf Lines zu beschränken, in der Hoffnung, es motiviert mich wieder etwas weiter zu zeichnen. Du kannst sie dir hier ansehen: Zum „fertigen“ Comic: ANTARES – Miniaturcomic auf ATC

Update 2022: Beerdigung des ANTARES Comics – Die Skizzen sollen brennen!

Ich habe die Geschichte immer wieder ergänzt und dann auch die unfertigen Motive (etwas vergrößert) hochgeladen. Die Schrift ist ebenfalls ein wenig bearbeitet, damit du sie besser lesen kannst. Doch es machte mir immer weniger Spaß. Darum: Hiermit beende ich den Comic.

Wie geht es mit ANTARES weiter?

Gar nicht.

In den letzten Jahren hab ich mich immer wieder dazu gezwungen, an meinem Comic weiterzuzeichnen. Doch jedes Mal war ich genervt davon. Es hat mir absolut keinen Spaß mehr gemacht. Warum?

• Die Geschichte ist in meinem Kopf abgeschlossen. An fertigen Geschichten rumschrauben mag ich schriftlich ganz gern. Zeichnerisch hingegen nicht so, denn da steht eigentlich schon alles fest, es geht nur noch um die Darstellung, die passt oder eben nicht passt.
• Ich mag die Story noch immer, aber das Ende gefällt mir nicht mehr. Und auf Umschreiben hab ich keine Lust.
• Mein Stil hat sich verbessert und geändert. Ich mag die Art nicht mehr, wie ich den Comic begonnen habe, die Bilder wirken zu verkrampft und das Papier ist mir zu dünn. Den Stil mitten in der Geschichte wechseln, wär auch doof.

Ich dachte immer wieder darüber nach, ihn abzubrechen. Eigentlich ist er ja gar nicht so lang: 36 Seiten. Eine Woche dran setzen und das Ding wär fertig. Aber die Zeit könnte ich auch für Projekte nutzen, die ich lieber mag. Andererseits verstopft dieses Monster meine Gedanken.

Daher verkünde ich hiermit: Ich mag nicht mehr!

Die Story ist fertig, das Storyboard auch, die Zeichnungen sollen meinetwegen brennen.

Was habe ich daraus gelernt?

Nervige Bilder anzünden, macht Spaß!

Okay, das hab ich nicht gelernt, das wusste ich schon vorher. Ich bin wohl einfach ein ungeduldiges Wesen, das gerne Dinge in die Luft jagt. Sollte ich irgendwann noch mal einen Comic zeichnen, muss ich mir irgendwas überlegen, damit das Ding schneller fertig wird 😀

Was ich am Zeichnen mag

Auch das ist nichts neues, nämlich Geschichten Leben einhauchen. Ich mag es, Storyboards zu erfinden und zu zeichnen, vor allem wenn Ereignisse noch wage und mysteriös sind und viele Möglichkeiten bieten. Ich male (manchmal) sogar gerne Einzelbilder, um zum Beispiel Ideen und Erinnerungen in Bildern festzuhalten. Ein Storyboard umsetzen mit bereits fertiger Geschichte, finde ich dagegen ziemlich langweilig.

Stilfindung

Saubere Lines kann ich in der Suche nach dem eigenen Stil wohl endgültig streichen. Die sind Mist. In jeder Hinsicht. Sehen doof aus, man verzeichnet sich ständig, muss neu anfangen, wieder und wieder. Und da bin ich wieder beim Thema: Das ist so langweilig! Daher: Ein Hoch auf krakeliges Chaos! Unperfekte Bilder sind eh viel interessanter.

Weniger Projekte gleichzeitig machen

Das ist wohl der wichtigste Punkt. Ich werde keine neuen Projekte beginnen, wenn so viele alte noch nicht abgeschlossen sind. Wenn ich etwas starte, werde ich ab sofort dafür etwas altes abschließen, egal in welcher Form.

Den „fertigen“ Comic kannst du hier online lesen:
ANTARES (Ein Miniaturcomic auf Artist Trading Cards)

Komplettes Storyboard und Vorskizzen

Abschließend kannst du dir Fotos von meinem Storyboard ansehen. Ich bedanke mich an dieser Stelle bei den Zeichnern aus der WhatsApp Kakao-Karten-Gruppe, die ich während des Zeichnens mit meinen Bildnern zuspamen durfte!

Den „fertigen“ Comic kannst du hier online lesen:
ANTARES (Ein Miniaturcomic auf Artist Trading Cards)